„Wer sind diese chinesischen Firmen, die da kommen und europäische Unternehmen übernehmen, und welche Motivation leitet ihr Tun“ – diese Frage lag am Ausgangspunkt der Recherche, die Herr Hirn, langjähriger Reporter beim manager magazin, sich Mitte des vorigen Jahres stellte und deren Antwort nunmehr in Buchform vorliegt. Im Rahmen unserer Veranstaltung konnten wir Einblick gewinnen in die Typologie der Unternehmen auf globalem Expansionskurs und ihre Besonderheiten in der Führungskultur und strategischen Ausrichtung.
Während der Shareholder Value das Denken in vielen westlichen Unternehmen bestimmt, ist es die Langfristperspektive und die Ausrichtung auf Jahrzehnte, die in chinesischen Unternehmen vorherrschen. Chinesische Manager sind bereit, von westlichen zu lernen. Doch trifft dies umgekehrt genauso zu? Wer sind die Gründerstars wie Li Shufu, Guo Guangchang, Jack Ma oder Frank Wang? – In Europa kennen wir sie kaum, jedoch wir werden sie noch kennen lernen. Firmenübernahmen aus China werden weiterhin für Schlagzeilen sorgen. Und hier stellt sich für viele die Frage, dürfen die das denn? Herr Hirn zeigt zwei Reaktionsoptionen für die europäische Politik auf: reaktive Blockadepolitik wie sie in den USA oder Australien angewandt wird oder das Betreiben einer pro-aktiven Industrie- und Technologiepolitik. Er schließt mit dem Aufruf zu mehr Kooperation in Europa und einem stärkeren Eingriff der EU-Instanzen, ganz so wie China selbst es hält im Hinblick auf Zugang von ausländischem Kapital in für das Land zentrale Geschäftszweige.
Angeregte Diskussionen und der Meinungsaustausch unter den vielen anwesenden Chinaexperten im Publikum rundeten den Abend bei einem kleinen Imbiss ab.
Das Buch „Chinas Bosse“ von Wolfgang Hirn ist im Februar 2018 beim Campus Verlag erschienen.
Fotos: Peter Buchas, Janet Mo