Wir freuen uns, Ihnen den heurigen ACBA Jahresbericht zum Schwerpunkt „Afrika-China-Europa“ präsentieren zu dürfen. Dieses Themenfeld ist gleichzeitig der ACBA Aktivitätenfokus im Jahr 2019.
Die Bevölkerung Afrikas liegt heute bei etwa 1,3 Milliarden Menschen (China 1.4 Mrd.) und wird bis 2050 auf 2,5 Milliarden, die Hälfte davon im Teenager Alter, ansteigen. Afrikaner werden dann ~26% der Weltbevölkerung ausmachen.
Während die Geschicke Europas und Afrikas aufgrund der Kolonialgeschichte bereits seit Jahrhunderten ungleichgewichtig verknüpft sind, ist das verstärkte Engagement Chinas in Afrika noch wesentlich jüngeren Datums und weitestgehend frei von historischen Belastungen. In kürzester Zeit konnte sich China in Afrika als bedeutender Player etablieren. Nicht zuletzt deswegen, weil es neben großzügigen Finanzdienstleistungen in den Beziehungen zu afrikanischen Regierungen nicht präskriptiv agiert. China führt heute bereits in 53 afrikanischen Staaten Investitionsprojekte durch und verfolgt mit dem Fokus auf der Errichtung von Infrastrukturnetzwerken eindeutig eine langfristig ausgelegte Strategie.
Zur Reflektion des chinesischen Engagements in Afrika selbst, teilen sich die Meinungen in jene, die Chinas Aktivitäten mit Argwohn beäugen und darin Rekolonialisierungsversuche orten, während die anderen die Chinesen als beste Zukunftsoption für den Kontinent und als Freunde und gute Verbündete in der Entwicklung betrachten.
Für Europa stellt sich die Frage, welche Rolle es in Hinkunft in den trilateralen Beziehungen spielen will. Beim letztjährigen EU-Afrika Forum in Wien wurden von der EU-Kommission 75 Millionen Euro für Kredithilfe an Mittelbetriebe, 45 Millionen Euro für Agrarprojekte sowie weitere ~500 Millionen Euro Investitionskredite seitens der Europäischen Investitionsbank in Aussicht gestellt. Hinzukommen sollen bis 2030 zusätzliche 22 Milliarden Euro von der Weltbank für die Digitalisierung in Afrika.
Im Vergleich dazu hat Xi Jinping beim China-Afrika Kooperationsforum fast zeitgleich im September 2018 60 Milliarden USD für die nächsten 3 Jahre zugesagt. Die gleiche Summe, welche auch bereits in der Periode von 2016-18 bereitgestellt wurde.
Es fragt sich, ob es Europa gelingen wird, sich von einer Fokussierung auf die Erreichung kurzfristiger Profite einerseits, die Durchführung kleiner humanitärer Aktionen und die Abwehr von Flüchtlingen anderseits, zu lösen und eine neue Seite in der Beziehung zu Afrika aufzuschlagen. Wird es Europa gelingen, frische Ideen beruhend auf einer neuen Haltung in einem intelligenten langfristigen Entwicklungsplan zu erarbeiten?
In unserem Jahresbericht möchten wir einem Spektrum verschiedenster Meinungen zu diesem Thema Gehör verschaffen und uns besonders bei unseren Autorinnen und Autoren aus Afrika, China und Europa für ihre erstklassigen Beiträge bedanken.
Wir wünschen Ihnen spannende Leseerlebnisse beim Erkunden dieser unterschiedlichen Sichtweisen!
Redaktion: Mag. Veronika Ettinger, ACBA Vizepräsidentin
Übersetzung: Janet Mo, ACBA Generalsekretärin