Verbrennung von Getreidestroh – Umwelt-belastung und Ressourcenverschwendung
Wie in den meisten anderen Ländern ist auch in China die Verbrennung des überschüssigen Getreidestrohs verboten und unter Strafe gestellt.
Dass diese Praxis dennoch weit verbreitet ist und nach Studien sogar für etwa 18 % der Feinstaubbelastung des Landes verantwortlich ist, stellt ein ernsthaftes Problem für die Luftqualität dar. Denn ein Abtransport hin zu einer sinnvollen Verwertung scheitert meist an den Kosten: der Transport ist auf Grund des geringen Schüttgewichts (loses Stroh unter 100 kg/m³, Strohballen unter 200 kg/m³) meist teurer, als der Preis, den der Bauer dann für das Material erhält, also ist jedes Handling unwirtschaftlich. Eine Bestrafung ist meist auch keine Abschreckung, weil die lokalen Behörden, die dafür zuständig sind, die Strafen wegen der wirtschaftlichen Alternativlosigkeit der Strohbeseitigung oftmals nicht einheben und dafür selbst Bestrafungen riskieren: denn die lokalen Getreideproduzenten sind für die Nahversorgung essentiell.
Pelletierung vor Ort als Lösung
Eine Kompaktierung (Pelletierung) des Strohs vor Ort kann einerseits die Transportkosten deutlich reduzieren, anderseits ein wesentlich werthaltigeres Ausgangsprodukt für weitere Applikationen (z.B. Einstreu, Futtermittelzusatz, industrieller Rohstoff, kontrollierte thermische Verwertung) schaffen. Allein für die jährlich in China gemästeten 500 Millionen Schweine können die Strohpellets zur Verbesserung der Fleischqualität wertvolle Ballaststoffe liefern, deren Notwendigkeit in der Schweinemast in den letzten Jahrzehnten durch die pflegeleichten Spaltenböden in den Hintergrund gedrängt worden ist.
Baumwollstauden liefern Energie
Ein weiteres großes Potential liegt auf dem Sektor der Baumwolle: China ist der weltgrößte Baumwollproduzent (etwa 30 % Weltmarkt-anteil) und nach der Ernte müssen pro Hektar etwa 4 Tonnen Baumwollstauden geschnitten werden, die auf Grund ihres reichen Ölgehalts einen hochwertigen Energieträger darstellen, bisher aber wegen des hohen Volumens im Verhältnis zum Gewicht entweder vor Ort unkontrolliert verbrannt oder eingeackert wurden. Durch Pelletierung vor Ort können auch hier die Logistikkosten drastisch reduziert und somit eine Weiterverwertung wirtschaftlich sinnvoll werden.
Viele verseuchte Böden, die für die landwirtschaftliche Nutzung nicht zu verwenden sind, können durch den Anbau von Energiepflanzen (z.B. Miscanthus, Sida, Rumex etc.) wesentlich schneller entgiftet und somit wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Hier ist die Pelletierung vor Ort ebenfalls ein wesentlicher Faktor für eine auch ökonomisch sinnvolle Verwertung dieser grünen Energieträger.
Auch eine in Deutschland bereits entwickelte Technologie könnte in China künftig interessant werden. In der Papierindustrie ist für die Produktion von Zellstoff aus Holz pro Tonne ein Energieeinsatz von etwa 6.000 kWh erforderlich, für die Gewinnung derselben Menge aus Gras jedoch lediglich 150 kWh, abgesehen vom wesentlich geringeren Wasserverbrauch. Auch hier ist eine Pelletierung vor Ort aus logistischen, lagertechnischen und Verarbeitungsgründen unerlässlich. Das aus diesem Rohstoff gewonnene Papier lässt sich für etwa 95% aller bekannten Einsatzmöglichkeiten nutzen.
Mobile Erntemaschine – vom Stroh zu Pellets in einem Schritt
Unsere Gesellschaft hat eine mobile Erntemaschine entwickelt, die in einem einzigen Arbeitsgang direkt am Feld gebrauchsfertige keimfreie Pellets aus halmgutartiger Biomasse (z.B. Stroh, Heu, Luzerne, Energiepflanzen, Feldreste) erzeugt. Die neuartige, patentierte Technologie reduziert die Kosten für eine Ton-ne Pelletierung (1.000 Betriebsstunden p.a. auf Vollkostenbasis) auf etwa 30 Euro/t, also 3 ct/kg. Dieser Quantensprung bei den Kosten (Energieinput unter 3 %) und der Produktions-kapazität (durchschnittlich 8 Tonnen pro Stunde) macht jetzt viele interessante Applikationen, die bisher nicht durchgeführt wurden, wirtschaftlich rentabel. Durch ein Lizenzabkommen mit einem starken chinesischen Partner sollen künftig große Mengen dieser Maschinen für den chinesischen Markt produziert werden.
Autor
Dr. Christian Freilach, geboren 03.03.1957 in Wiener. Neustadt, Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, Post Graduate an der Wirtschaftsuniversität Wien. Tätigkeiten im Versicherungs- und Bankbereich und als Geschäftsführer in operativen Projektgesellschaften. Seit 2011 CFO in den Unternehmen der Schaider Group (www.schaider-group.com)